Einen schönen und vollen Ton auf der Klarinette zu bekommen, erfordert eine Vielzahl von Feinabstimmungen. Die Kunst besteht darin, verschiedene Faktoren zu optimieren, die den Klang beeinflussen. Im Folgenden werden die wichtigsten Punkte beschrieben, die zu einer klanglichen Verbesserung beitragen können.
Das richtige Blatt und dessen Feinabstimmung
Die Wahl des richtigen Blattes ist entscheidend. Ein zu schweres Blatt, erzeugt ein starkes Rauschen und der Ton wirkt dumpf. Ist es hingegen zu leicht, klingen die Töne dünn und schrill. Gerade Anfänger tun sich oft schwer, ein gutes Blatt zu erkennen, da die notwendigen Kenntnisse fehlen. Daher ist es ratsam, zu Beginn einen erfahrenen Klarinettisten oder Lehrer um Rat zu fragen, der in der Lage ist, das passende Blatt in Kombination mit dem Mundstück zu empfehlen.
Das Blatt ist das Herzstück der Klarinette und hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Klangqualität. Bereits geringfügige Unterschiede in dessen Stärke können den Ton vollständig verändern. Daher sollten Klarinettisten verschiedene Blattstärken und -marken ausprobieren. Viele professionelle Klarinettisten schwören auf handgefertigte Blätter, die genau auf die Ansprüche des Spielers abgestimmt sind. Ein weiteres Kriterium, welches den Klang beeinflusst, ist die Vorbereitung des Blattes. Es wird empfohlen, jenes vor dem Spielen 10-30 Sekunden in Wasser zu tauchen, um es schwingungsfreudiger zu machen. Bei Oboisten ist das Einweichen des Rohres in Wasser ein Muss, da es sonst nur schwer anspricht.
Ein wichtiger Punkt ist zudem, das Blatt regelmäßig zu wechseln. Mit der Zeit verliert das Holz seine Elastizität, und der Ton kann an Brillanz und Stabilität einbüßen. Erfahrene Musiker achten darauf, stets mehrere eingespielte Blätter zur Verfügung zu haben, um auf Reserven zurückgreifen zu können.
Sollte der Ton plötzlich an Brillanz verlieren, kann es durchaus daran liegen, dass sich auf der Unterseite des Blattes kleine Unebenheiten angesammelt haben, die durch den Speichel und die Feuchtigkeit entstanden sind. Das Blatt kann dadurch nicht mehr optimal schwingen. Abhilfe schafft hier oft, dass jenes einfach mehrere Male mit der Unterseite über ein weißes Blatt Papier gezogen wird. Dadurch verschwinden die Unebenheiten und das Blatt wird an seiner Unterseite sehr glatt und schwingt dadurch wieder besser.
Mundstück und Bahnlänge: Die richtige Wahl treffen
Die Qualität des Mundstücks spielt eine zentrale Rolle im Tonbild. Ein Mundstück aus hochwertigem Material, wie etwa Ebonit (dieses besteht übrigens aus Hartgummi der aus einer Mischung von Kautschuk und Schwefel hergestellt wird), bietet hervorragende Schwingungseigenschaften, ist robust und pflegeleicht. Die Wahl des Mundstücks sollte sich auch nach der Bohrung der Klarinette richten. Eine falsche Kombination kann die Intonation beeinträchtigen und den Klang unharmonisch erscheinen lassen. Da die Anatomie des Mundes bei jedem Spieler unterschiedlich ist, empfiehlt es sich, verschiedene Mundstücke auszuprobieren und herauszufinden, welches am besten zum Klarinettisten passt. Lasst Euch einfach dazu von einem Musikhandel einige Mundstücke zusenden und testet sie. Bei dem einen geht das Mundstück-A super los, bei dem anderen das Mundstück-B. Hier hilft wirklich nur probieren.
Die Wahl sollte auch zur Klarinette und der eigenen Spieltechnik passen, dies kann den Klang erheblich verbessern. Besonders entscheidend ist die sogenannte „Bahnöffnung“ des Mundstücks – der Abstand zwischen Blatt und Mundstückspitze. Eine kleinere Bahnöffnung erfordert weniger Druck und ist einfacher zu kontrollieren, während eine größere mehr Flexibilität in der Klanggestaltung ermöglicht, aber auch eine präzisere Technik verlangt.
Das Material des Mundstücks darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Obwohl Ebonit-Mundstücke, weit verbreitet und beliebt sind, gibt es auch andere Materialien wie Glas, Holz oder Metall, die sich auf den Klang erheblich auswirken. Spieler, die eine spezielle Tonqualität wünschen, bevorzugen manchmal solche Mundstücke.
Die Bedeutung der Klarinette, für einen brillanten Ton
Auch das Instrument selbst hat einen großen Einfluss auf den Klang. Hochwertige Klarinetten aus Grenadill-Holz bieten in der Regel einen wärmeren und volleren Ton als solche aus Kunststoff. Die Wahl der Klarinette sollte den individuellen, musikalischen Fähigkeiten und Zielen entsprechen. Für den Hausgebrauch mag eine preiswertere Kunststoffklarinette ausreichen, während für höhere Ansprüche ein Instrument aus edlem Holz unverzichtbar ist. Neben dem Material spielt die Verarbeitung des Instruments eine entscheidende Rolle für den Toncharakter.
Ein anderer Aspekt der Klarinette, der oft übersehen wird, ist die Bohrung. Ist sie weit, ermöglicht dies einen offenen, vollen Klang, während eine engere Bohrung einen kompakteren, fokussierteren Ton begünstigt.
Ansatz: Feinarbeit an der Mundmuskulatur
Der Ansatz beschreibt die Technik, wie das Mundstück und das Blatt mit der Lippen- und Mundmuskulatur umschlossen werden. Diese Muskulatur lässt sich durch regelmäßiges Üben trainieren, sodass der Ton stabiler und voller wird. Zu Beginn fällt es schwer, längere Stücke ohne Schwankungen zu spielen, da die Lippenspannung noch nicht ausreicht. Mit zunehmender Übung entwickelt sich die Muskulatur, was sich direkt positiv auf den Klang auswirkt. Ein tägliches Üben von mindestens 45 Minuten wird empfohlen, um schnelle Fortschritte zu erzielen.
Viele Anfänger machen den Fehler, das Mundstück zu fest mit den Lippen zu umschließen, was den Ton blockieren kann. Fortgeschrittene Spieler lernen, eine Balance zwischen Spannung und Flexibilität zu finden, sodass das Blatt optimal schwingt.
Eine gute Übung für einen stabilen Ansatz ist es, lange Töne auszuhalten und dabei die Spannung der Lippen und die gleichmäßige Luftzufuhr zu kontrollieren. Die Stabilität des Ansatzes wird durch regelmäßige Übungen, wie das Spielen von Tonleitern, kontinuierlich verbessert. Außerdem stärkt dies die Muskulatur um den Mund, was die Ausdauer bei längeren Stücken deutlich erhöht.
Atmung: Die Seele des Tones
Die Atmung ist die Quelle des gesamten Klangs auf der Klarinette. Ohne einen gut kontrollierten Luftstrom ist es unmöglich, gleichmäßige und schöne Töne zu erzeugen. Die effektivste Atemtechnik ist hierbei die Zwerchfellatmung, bei welcher der Luftstrom aus dem Bauch heraus kontrolliert wird, um einen stabilen und vollen Ton zu erzeugen. Die Luft sollte gleichmäßig und ohne Unterbrechungen fließen, um Tonaussetzer oder unerwünschte Schwankungen zu vermeiden.
Um die Atmung zu trainieren, gibt es spezielle Übungen, wie das bewusste, langsame Ein- und Ausatmen. Siehe auch den Punkt Atmung unter Grundlagen. Diese Techniken stärken das Zwerchfell und verbessern die Atemkontrolle.
Körperhaltung: Einfluss auf den Klang
Die richtige Körperhaltung beim Spielen wird oft unterschätzt, obwohl sie einen erheblichen Einfluss auf den Klang und die Spieltechnik hat. Eine aufrechte Haltung erlaubt nicht nur die freie Atmung, sondern verhindert auch Verspannungen im Oberkörper. Ob im Sitzen oder Stehen – es ist wichtig, darauf zu achten, dass der Körper entspannt und gleichzeitig aufgerichtet bleibt, um das Instrument optimal zu kontrollieren.
Eine schlechte Haltung kann dazu führen, dass die Atemstütze nur unvollständig ist, was wiederum zu einem schwachen oder instabilen Ton führt. Daher sollten Klarinettisten regelmäßig ihre Haltung überprüfen, beispielsweise durch Spiegel oder Videoaufnahmen. Eine optimale Haltung ermöglicht es, länger zu spielen, ohne zu ermüden, und verbessert gleichzeitig die Kontrolle über den Ton.
Das Schwingen des Blattes optimieren
Ein weiteres Mittel, den Klang zu verbessern, ist die Technik, das Instrument leicht gegen die oberen Schneidezähne zu drücken, um den Druck auf die Unterlippe zu verringern. Dies ermöglicht dem Blatt, freier zu schwingen, was dem Ton mehr Resonanz und Tiefe verleiht. Diese kleine Anpassung kann oft einen großen Unterschied machen, vor allem bei höheren Tönen, die sonst leicht gepresst oder scharf klingen.
Hier ist zu bemerken, dass viel Lippendruck die Intonation und die Tonschönheit beeinträchtigen kann. Es erfordert Geduld und Übung, um die richtige Lippenspannung zu finden, welche das Blatt optimal schwingen lässt, ohne den Klang negativ zu verändern.
Mundstückposition und ihre Auswirkungen auf den Klang
Die Position des Mundstücks im Mund hat einen direkten Einfluss auf den Klang der Klarinette. Wenn der Ton zu dünn oder zu scharf klingt, hilft es oft, die Mundstückposition leicht zu verändern. Dies beeinflusst die Art und Weise, wie das Blatt schwingt, und kann den Klang, bei richtiger Anwendung, wesentlich verbessern.
Besonders in höheren Registern kann eine kleine Anpassung der Mundstückposition helfen, den Ton klarer und stabiler zu machen. Es ist ratsam, verschiedene Positionen zu testen, um herauszufinden, welche am besten zu den individuellen anatomischen Gegebenheiten passt. Die optimale Mundstückposition sollte schließlich beibehalten werden, um einen schönen Klang zu gewährleisten.
Perfekte Fingertechnik: Präzises Abdecken der Tonlöcher
Eine korrekte Fingertechnik, besonders das exakte Abdecken der Tonlöcher, ist entscheidend, um einen sauberen und klaren Ton zu erzeugen. Wenn die Finger die Tonlöcher nicht vollständig verschließen, entweicht Luft, was zu unsauberen Tönen führen kann. Dies beeinträchtigt nicht nur die Klarheit des Klangs, sondern auch die Intonation und die Stabilität in den Registern.
Regelmäßige Übungen, wie langsames Spielen von Tonleitern und Etüden, helfen, die Fingertechnik zu verbessern. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die Finger in einer entspannten Position bleiben und die Tonlöcher mit der nötigen Präzision und ohne unnötigen Druck abgedeckt werden. Fortgeschrittene Spieler entwickeln eine „leichte“ Fingertechnik, die es ihnen ermöglicht, schnell und sauber zu spielen, ohne dabei den Klang zu beeinträchtigen.
Selbstanalyse: Der kritische Blick auf das eigene Spiel
Ein weiteres Werkzeug zur Verbesserung des Klangs ist die Selbstanalyse durch Tonaufnahmen. Beim Spielen hat der Musiker eine andere akustische Wahrnehmung als der Zuhörer, da die Schwingungen direkt im Körper und Kopf wahrgenommen werden. Eine Aufnahme des eigenen Spiels bietet die Möglichkeit, den Ton objektiv zu analysieren und Schwachstellen zu erkennen.
Klangideal finden, aber nicht kopieren
Um sich an seinen „optimalen“ Klang heranzutasten, ist es vorteilhaft, sich immer wieder Aufnahmen von hervorragenden Klarinettisten anzuhören, die dieses Klangideal verkörpern. Dadurch kommt man bewusst, aber auch unbewusst immer näher an den Klarinetten-Klang, den man anstrebt, da unser Unterbewusstsein hier mithilft, dieses Ziel zu erreichen.
Zusammenfassung
Die Kombination all dieser Faktoren – das richtige Blatt, Mundstück, Instrument, Ansatz, Atmung, Körperhaltung und Selbstanalyse – führt zu einer deutlichen Verbesserung des Klarinettentons. Es ist ein Prozess, der Geduld und stetige Übung erfordert, doch die Belohnung ist ein schöner, voller und reiner Klang. Die detaillierte Beachtung dieser Aspekte und deren kontinuierliche Umsetzung helfen Klarinettisten dabei, ihren persönlichen Klang zu verbessern und zu einem unverwechselbaren musikalischen Ausdruck zu gelangen. Wenn Ihr diese Tipps beachtet, sollte sich Euer Ton wesentlich verbessern. Viel Spaß beim Ausprobieren!